Einfach mal "Danke" sagen

Krebs ist ein mühseliger, langer Kampf. Und den kann man nur schwer alleine schaffen. Daher nutze ich den heutigen Post um einfach mal "Danke" zu sagen.

 

Danke an meine Mama, die Tag ein, Tag aus ins Krankenhaus kam und es immer wieder geschafft hat, mir Kraft und positives Denken zu geben. Manchmal saß sie einfach nur neben meinem Bett, hat meine Hand gehalten und wir haben stundenlang kein Wort gesagt. Aber genau das habe ich in dem Moment gebraucht. Eine starke Person, die einfach nur da ist. Selbst meine schlimmste Nacht hat sie mit mir verbracht. Dabei saß sie auf einer Liege und konnte nicht eine Sekunde schlafen. Wenn ich irgendeinen Wunsch äußerte, war sie da. Egal ob es das Verlangen nach etwas bestimmten zu Essen war, oder ich Hilfe brauchte um aufzustehen – sie half mir. Auch das Pflegepersonal war total happy, denn sie nahm ihnen eine Menge Arbeit ab. 

 

Mein Bruder war und ist nach wie vor meine Kraftquelle. Es ist unglaublich, wie positiv mich dieser Mensch immer wieder beeinflussen kann. Wenn ich wusste, dass er vorbei kommen würde, hatte ich einen ganzen Tag etwas auf das ich mich freuen konnte. Egal wie schlecht es mir ging, nach seinem Besuch strahlte ich und dachte positiver an die Zukunft. Ich bin unheimlich froh darüber, so ein gutes Verhältnis zu ihm zu haben. 

 

Auch mein Papa kam regelmäßig vorbei und zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Wie für viele Mädchen oder Frauen ist und bleibt er eben mein Held. Er brachte mir immer meine Lieblingshörnchen vom Bäcker mit und – das brachte mich immer zum schmunzeln – machte mein Bett und legte die Decke ordentlich zusammen. Selbst wenn ich nur wenige Meter, und die auch nur mit Rollator laufen konnte, so hat er mich immer ermutigt und mir gesagt, wie stark ich sei und, dass er so stolz auf mich wäre.

 

Dadurch, dass ich ein Scheidungskind bin, ist meine Familie recht groß. Ich habe sowohl einen Stiefvater, als auch eine Stiefmutter und einen Stiefbruder. (Stief- ist ein grauenvolles Wort nebenbei gesagt!) Sie alle haben mich regelmäßig besucht und mir Kraft gegeben.

 

Meine Stiefmutter machte mir einen wunder, wunderschönen Adventskalender, der mich jeden Tag mit einem Lächeln im Gesicht aufwachen ließ und half mir vorne und hinten, wo sie nur konnte.

 

Mein Stiefvater besuchte mich so oft er konnte und erzählte mir lustige Geschichten. Außerdem schenkte er mir ein tolles Bild, auf dem die Völklinger Hütte im Saarland zu sehen ist. Denn auch das war ein weiteres Ziel: ein gemeinsamer Ausflug dorthin um zu fotografieren. Und das Bild schaute ich jeden Tag an und stellte mir vor, dass ich gesund und munter sein und mit meinem Stiefvater dort fotografieren werde. 

 

Neben der Familie war (und ist!) vor allen Dingen meine Firma ein riesiger Halt für mich. Obwohl – eigentlich muss man sagen, dass meine Kollegen und auch mein Chef eine Art Familie darstellen. So viele Nachrichten, Anrufe und Besuche die ich erhalten habe. Ein absolut liebevoller Adventskalender zur Weihnachtszeit mit persönlichen Nachrichten und allem, was man sich nur vorstellen kann und ein so berührendes Video zu meiner Transplantation - ich konnte nicht anders als weinen vor Glück. 

 

Ein besonderer Dank geht auch an meine zwei Freundinnen und Kolleginnen, die meinen geliebten Hund Laika sofort aufgenommen haben. Meine Kleine lebt dort ihr bestes Leben und ich hätte sie niemand besserem anvertrauen können. 

 

Nicht zu vergessen die tägliche Hilfe von all dem Pflegepersonal und den Ärzten. Ich muss nicht erwähnen, dass ich mein Leben täglich in ihre Hände legte (und immer noch lege) und dafür hier sein darf. Die Wunder, die diese Menschen jeden Tag vollbringen sind unglaublich und verdienen den allergrößten Respekt. 

 

Besonders meine beste Freundin aus der Kindheit, mein Cousin und meine Kollegin wurden zu einer ganzen besonderen Stütze. Sie setzten alles in Bewegung um mich so oft wie möglich zu besuchen und mit ihnen konnte und kann ich über alles sprechen – meine Ängste, meine Wünsche, meine Ziele. Und manchmal durfte ich auch einfach nur weinen und wusste, dass sie für mich da sein würden. Ihr seid so unglaublich wichtig für mich. Ich liebe und danke Euch dafür. 

 

Neben all den oben genannten Menschen gibt es noch einige Freunde, Verwandte und auch neu in mein Leben getretene Personen, bei denen ich mich bedanken möchte. Sie hier alle einzeln zu erwähnen würde den Rahmen sprengen - aber ich denke, Ihr wisst, wenn Ihr gemeint seid. 

 

Krebs ist Teamwork. Und dafür danke ich Euch. Für all die Besuche, die liebevollen Nachrichten und Geschenke, die aufbauenden Worte und manchmal auch für's "einfach nur da sein und stumm daneben sitzen". Wärt Ihr nicht gewesen, wäre mein Weg um einiges schwieriger gewesen. Ich danke Euch auf ewig von Herzen. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Mama (Mittwoch, 25 Juli 2018 12:40)

    Danke, dass Du Dich für das Leben entschieden und während der letzten Wochen und Monate Deine ganz persönliche Wandlung vollzogen hast. Das entschädigt für alles und hatte scheinbar seinen Sinn! Danke Dir für jeden Tag, den wir gemeinsam hatten, denn auch ich habe dadurch viel gelernt. Ich bin sehr stolz Deine Mama zu sein!

  • #2

    Stiefvater (Mittwoch, 25 Juli 2018 17:46)

    Gesa steht sicher auch stellvertretend für viele andere Menschen in dieser Lebenssituation. Aber da ich die anderen nicht kenne, ist nur sie meine Heldin.

    Nur sie habe ich erlebt, nur mit ihr habe ich gelebt. Davor, als sie gesund war, als wir am 31.10.2017 mit ihr wegen Rippen-/Magenschmerzen ins Krankenhaus gefahren sind, als sie in der Nacht die erste, vorläufige Diagnose erhielt, als die Therapie begann und es mit ihr immer mehr bergab ging, als die neuen Stammzellen in sie liefen, bis zu ihrem wirklich tiefsten, elendsten Moment, den ich weder beschreiben kann, noch beschreiben möchte.

    Ich darf sie aber auch jetzt erleben. Jetzt, wo es mit ihr wieder bergauf geht. Es tut so unendlich gut, sie wieder so zu sehen.

    In den letzten Monaten fehlten ihr die ganz alltägliche Dinge sooo sehr. Nichts, was wir "Gesunden" als etwas "Besonderes" wahrnehmen würden: Einfach mal ein paar "normale Stunden" verbringen. Ohne dauerhafte Schmerzen, ohne ständiges Erbrechen, ohne schlimmste Magen-/Darmkrämpfe.

    Jetzt kann Gesa endlich wieder Besuch empfangen und ihn auch wirklich genießen. Zu Geburtstagsfeiern gehen, Shoppen in der Stadt, auf ner Decke vor der Zitadelle Norah Jones lauschen und all die vielen Menschen dort beobachten. OK, umarmen darf sie sie noch nicht, aber auch das kommt wieder ;o)

    Was Gesa seit der Diagnose über sich hat ergehen lassen müssen, ist unglaublich. Mit welcher Souveränität, Geduld und Kraft sie das alles gemeistert hat, und wie sie überhaupt mit der Situation umgeht, das bewundere ich zutiefst.
    ---> Deswegen ist sie meine Heldin !

    Und auch wenn "ihr Weg zurück" noch nicht ganz zu Ende gegangen ist, möchte ich ihr danken. Für ihr Vertrauen, mich so nah an sie heranzulassen, auch in den schlimmsten, unwürdigsten Momenten. Für ihr Vorbild. Für ihre Inspiration. Und für die Erkenntnis, das wirkliche Probleme etwas ganz anderes sind, als das, über was ich mich gerne mal aufrege . . .

    Gesa ist nicht meine leibliche Tochter. Ich habe nichts dazu beigetragen, dass es sie gibt und wie sie als Mensch ist. Trotzdem, ich glaube Du hast gemerkt, dass ich ein klein wenig stolz auf sie bin.

    Euch jungen Menschen möchte ich sagen:

    " Denke immer daran: Blamier Dich. Mach Dich lächerlich. Genieße es, Dinge zu tun, die sich die Anderen nicht trauen. Hab Spaß. Keine Erklärungen. Es ist Dein Leben. "
    - Lars Amend -

    Stay tuned !!!

  • #3

    Moritz (Donnerstag, 26 Juli 2018 07:57)

    Liebe Gesa,

    wir haben sehr lange nichts mehr von einander gehört und bis ich den Eintrag in fb gesehen habe wusste ich weder, was dir letztes Jahr passiert ist noch, wo du gerade bist und was du treibst. Ich habe die letzten Minuten damit verbracht, durch deinen Blog zu lesen und erst ganz langsam sickerte das Verständnis durch, was eigentlich passiert ist und wie sich dein Leben entwickelt hat.

    Ich bin immer noch ein wenig geschockt.

    Wir haben uns zwar nicht lange gekannt und unsere Zeit in Magdeburg war sehr kurz, aber ich habe dich als einen sehr sympathischen Menschen kennengelernt mit viel Energie, Mut und Lust auf das Leben. Es trifft mich zu sehen, was passiert ist. Aber es freut mich doppelt in deinem Blog ein bisschen durchzulesen, dass du dir immer noch so viel Lebensfreude erhalten hast.

    Ich wünsche dir alles, alles Gute und eine schnelle und sichere Besserung! (Soweit ich das hier richtig verstanden habe?)

    Ich drücke dich feste,
    Moritz