Die erste Reise

Im Alltagsstress vergaß ich häufig wie schön und wichtig es ist zu verreisen. Wenn ich dann doch auf die Idee kam, dass ich das Land gern mal für ein paar Tage verlassen würde, dann war das Portemonnaie meist so leer, dass es gerade mal für einen Besuch im Freibad reichte. 

 

Als ich erkrankte erstellte ich mir eine "Bucket-List". Auf dieser Liste vermerkte ich einige Dinge, quasi Ziele, die ich gerne noch erleben würde und ich schwor mir, dass ich mein Geld dann in Zukunft so einteilen wolle, dass ich damit reisen könne. 

Je besser es mir ging, desto größer wurde der Drang in mir endlich zu verreisen. Einfach raus – andere Umgebung, andere Menschen, andere Kultur. Je weiter weg desto besser. Diesem Wunsch kann ich derzeit noch nicht vollkommen nachkommen, da ich momentan noch nicht fliegen und somit nicht weit kommen kann. Also entschieden sich meine beste Freundin Katharina und ich super spontan dazu ein paar Tage in Amsterdam zu verbringen. 

 

Bevor es losging musste ich noch einige Check-ups in der Klinik machen und bekam eine Infusion, die mein Immunsystem pushen sollte. Leider reagierte mein Körper allergisch auf dieses Mittel - die Folge waren Ohnmacht und Erbrechen. Ich bekam kurzzeitig Panik da ich fürchtete, dass die Reise somit ins Wasser fallen würde. Und oh Gott. Nichts habe ich mir doch sehnlichster gewünscht, als endlich hier weg zu kommen! Zum Glück war die Reaktion innerhalb von einer Stunde vollkommen vergangen und mir ging es wieder so gut, dass ich doch noch wegfahren durfte. 

 

Ich möchte nicht auf jedes Detail der Reise eingehen, aber ich kann nur sagen, dass ich jetzt noch den "After-Urlaub-Blues" fühle und am liebsten wieder zurück fahren würde. 

Wir hatten weitestgehend tolles Wetter, haben unglaublich viel gelacht, so sehr, dass mir oftmals die Tränen in den Augen standen, haben uns soooo viel bewegt wie seit Jahren nicht mehr, uns durch die halbe Stadt "gefressen" und waren zum Abschluss noch am Meer. 

Der einzige unschöne Punkt waren meine Haare. Ich weiß, für außenstehende ist das eine unglaublich lächerliche Sache. Aber für mich ist es momentan echt schlimm. Ich hätte nicht gedacht, dass mich so etwas wie meine Frisur je so belasten würde. Ich meine hallo? Ich hatte im letzten Jahr definitiv ernsthaftere Probleme!

Aber im ernst: Meine Haare haben eine ganz seltsame Struktur, die nach Chemotherapie und Bestrahlung allerdings ganz normal sein soll. Ich würde es als eine Mischung zwischen Pudel und "ich-habe-in-die-Steckdose-gegriffen" beschreiben. Und obwohl es nur Haare sind, drückt das mein Selbstbild momentan in die unterste Etage. 

Haare wachsen, der nächste Urlaub ist schon in Planung und ich hoffe weiterhin, dass ich mich bald als "krebsfrei" betiteln darf und mein Immunsystem mitspielt. 

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